
Rede bei Demo gegen Rechts

Bundesweit erheben sich die Menschen zu Beginn des Jahres gegen den Rechtsruck in Deutschland. Ermutigende Zeichen, denn sie repräsentieren die schweigende Mehrheit, die endlich laut wird. In Hildesheim kam 7.000 Menschen, um ein Zeichen zu setzen. Mein Redebeitrag:
Liebe Hildesheimer:innen!
Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem die Unabhängigkeit der Gerichte abgeschafft wird!
In einem Land, in dem Gesetze bestimmen, was Zeitungen schreiben dürfen und was nicht!
Oder in dem die Arbeit von Zivilgesellschaft systematisch behindert wird!
Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem es Menschen erster Klasse und Menschen zweiter Klasse gibt, in dem per Gesetz Menschen ausgegrenzt werden!
Ich möchte nicht in einem Land leben, wo Menschen in Angst leben müssen – weil sie so sind, wie sie sind!
Alles das, liebe Hildesheimer:innen, alles das wäre das Land, wie es sich die sog. AfD wünscht.
Früher haben wir auch hier in Hildesheim auf Demos immer wieder gerufen: keinen Zentimeter Platz für Nazis. Wir sind aufgestanden gegen die NPD, die Rechten, die Identitären – wie auch immer sie heißen.
Und jetzt verbündet sich die als bürgerlich daherkommende sog. AfD mit diesen Gruppen, die nur ein Ziel haben: unsere freiheitliche Demokratie abzuschaffen, unseren Pluralismus zu zerstören. Ich höre es doch im Bundestag, wie sie dort reden. Manchmal subtil, manchmal ganz offen wird dort nationalsozialistische Sprache eingesetzt. Sie arbeiten beständig daran, die Grenzen des Machbaren zu verschieben.
Da fallen Begriffe wie „entartet“, da wird sich über die vermeintliche „Verpönung“ des „deutschen Volkes“ beschwert, oder es werden Abgeordnete und Mitbürgerinnen rassistisch beleidigt.
„Nie wieder“ haben wir gerufen. Und heute, gerade heute – am Jahrestag der Befreiung von Ausschwitz – gerade heute, rufen wir „Nie wieder ist Jetzt!“
Das Treffen im Potsdamer Landhaus und die Deportationsfantasien sind nur das letzte Glied in einer langen Kette von Unerträglichem aus dem rechten und rechtspopulistischen Lager. Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen, Hoyerswerda, Hanau oder Halle, die Morde des NSU. Sie alle sind eine ständige Mahnung, dass wir alle immer wieder laut und wahrnehmbar für ein offenes und vielfältiges Deutschland einstehen müssen.
Danke Hildesheim, dass du aufstehst!
Danke, dass ihr hier seid und deutlich macht: ihr da am rechten Rand der Gesellschaft – ihr seid nicht das Volk! Niemand, auch kein einzelner frei gewählter Abgeordneter hat das Recht, zu behaupten, er oder sie allein vertrete das Volk!
Nein, wir halten fest an unserer pluralistischen Gesellschaft! Wir schätzen und lieben die Vielfalt! Wir alle sind die Vielfalt und lassen uns diese nicht wegnehmen. Nicht heute und nicht morgen!