Gastbeitrag: Der Weg zu globalen Partnerschaften

Gastbeitrag: Der Weg zu globalen Partnerschaften

Die Frankfurter Rundschau hat einen Gastbeitrag von mir zur Debatte über die Entwicklungszusammenarbeit, die in diesem Jahr entbrannt ist, veröffentlicht. Zu lesen online oder in der Ausgabe der FR vom 24.12.24.

Der Weg zu globalen Partnerschaften

Desinformationskampagnen machen auch vor der Entwicklungszusammenarbeit nicht halt. Es wird daher Zeit, dass die Entwicklungscommunity in die Offensive kommt. Internationale Partnerschaften sind für ein Land wie die Bundesrepublik fundamental wichtig. Und die Entwicklungszusammenarbeit zahlt direkt auf die Sicherung dieser Partnerschaften ein.

Die Weltgemeinschaft steht vor Herausforderungen, deren Auswirkungen über Grenzen hinweg spürbar sind. Das müsste allen seit der Covid-Pandemie so klar sein wie nie zuvor – ein traumatisierendes Ereignis, von dem sich viele Länder nicht erholt haben. Der im Februar 2022 begonnene russische Angriffskrieg gegen die Ukraine erzeugt Druck auf Energie- sowie Nahrungsmittelpreise und droht durch die ausweitende Systemkonkurrenz den Weltfrieden zunehmend zu gefährden.

Das Wohlstandsgefälle sowohl zwischen den Staaten wie auch innerhalb der Länder nimmt weiterhin zu – auch dieses Ungleichgewicht gefährdet den Weltfrieden. Und nicht zuletzt ist die Klimakrise eine der zentralen Herausforderungen für uns alle.

All dies kann nur global gelöst werden. Nationale Abschottung oder die Delegitimierung von Entwicklungszusammenarbeit sind Teile des Problems, jedoch nicht der Lösung! Wir können internationale Herausforderungen nur mit gemeinschaftlichem Handeln über Ländergrenzen hinweg lösen – das ist das Ziel von Entwicklungszusammenarbeit.

Multilateralismus, Zivile Krisenprävention, Entwicklungszusammenarbeit – dies alles sind Begriffe, die schwer zu vermitteln sind. Dabei geht es um nichts Geringeres als die Zukunft unserer Weltgemeinschaft, und wir sind ein Teil von ihr.

Es geht um globale Gerechtigkeit, das ist unsere Verpflichtung. Es geht um Partnerschaften in der Welt – das ist in unserem ureigenen Interesse. Und nicht zuletzt geht es um die globale Bekämpfung der Klimakrise.

Nur eine starke und ausreichend ausfinanzierte Entwicklungspolitik schafft es, dass Deutschland seinen Anteil hierzu beiträgt. Armut und Hunger zu bekämpfen, bleibt ein wichtiger Bestandteil der Entwicklungspolitik. Aber es geht mittlerweile um viel mehr. Indem wir selbst ein verlässlicher Partner sind, festigen wir langfristig die Beziehungen zu unseren Partnerländern.

Deutschlands Ansehen in der Welt ist nach wie vor sehr groß. Da heißt es klotzen, nicht kleckern, wenn wir dieses Ansehen ausbauen wollen. Schaffen wir dies, dann bewahren wir uns die Handlungsfähigkeit für eine wertebasierte, ehrliche und partnerschaftliche Außen- und Entwicklungspolitik.

Wertebasiert – auf der Grundlage unseres Grundgesetzes, allen voran die Unantastbarkeit der Würde des Menschen und die Wahrung der Menschenrechte. Ehrlich – indem wir zu unseren Interessen stehen, wenn wir mit unseren Partnerländern verhandeln. Partnerschaftlich – eine Zusammenarbeit mit dem Ziel, gemeinsame Interessen zusammenzubringen. So wie wir es bereits bei den Energie-, Klima- und Entwicklungspartnerschaften tun.

Dies kann auch gelingen, wenn Partner andere Wertesysteme haben. Dafür müssen wir unsere Partnerländer differenziert betrachten: Jene, mit denen wir globale Agenden zum Schutz des Klimas, zur Stabilisierung von Regionen, zur Wahrung der Menschenrechte auf internationaler Ebene voranbringen und regional umsetzen.

Jene, deren Partnerschaft wir suchen, um Europa gegen konkurrierende Akteure wie Russland und China zu stärken. Oder jene, in denen wir uns aus rein humanitären Gründen engagieren, da ihre Bevölkerung aufgrund von Katastrophen und Kriegen Unterstützung benötigt und denen wir beim Wiederaufbau staatlicher und gesellschaftlicher Strukturen helfen.

Entwicklungszusammenarbeit ist eine Investition in die Zukunft Deutschlands und unserer Partnerländer. Sie ist das Gegenangebot zu nationalistischen Tendenzen. Wir können als Weltgemeinschaft die dringendsten Herausforderungen unserer aktuellen Zeit nur zusammen angehen. Kaum ein Politikfeld zahlt so direkt auf die VN-Nachhaltigkeitsziele ein, wie die Entwicklungspolitik. Und kaum ein Politikfeld wird so intensiv geprüft und evaluiert wie die Entwicklungspolitik.

Dass sie langfristig wirkt, zeigt die Tatsache, dass wir es bereits geschafft haben, die Kindersterblichkeit und die Anzahl an Menschen, die in extremer Armut leben, zu halbieren. So wirken wir als Weltgemeinschaft darauf hin, dass die Welt für alle Menschen lebenswert ist und wir unseren Beitrag dazu leisten.

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