10.05.2021, Barrierekritischer Spaziergang mit dem Behindertenbeirat der Stadt Hildesheim
Für Sehende und mobile Menschen schwer vorstellbar, was es heißt, in den Rollstuhl zu steigen oder eine Dunkelbrille aufzusetzen, einen Blindenstock in die Hand zu bekommen und dann heißt es “Los!”. Genau auf dieses Abenteuer führten mich die Damen und Herren vom Behindertenbeirat.
Herr Aki ist blind und findet quasi mühelos den Weg durch die Stadt, bis, ja bis ihm ein Informationsschild im Weg steht oder jemand sein Fahrrad “extra” an den Rand ans Haus gestellt hat. Schon fehlt ihm sein Orientierungspunkt für den Blindenstock. Auch Frau Thiede (sitzt im Rollstuhl) und Frau Apel (ist gehörlos) haben von Barrieren aus ihrem Alltag berichtet. Eigentlich muss doch Architektur und Stadtentwicklung von Beginn an barrierefrei gedacht werden. Es scheint mir geradezu alltagsfremd, dass dies nicht Pflicht im Studium der einschlägigen Fächer ist.
Auf jeden Fall gehe ich jetzt mit einer neuen, sensibleren Einstellung durch die Hildesheimer Innenstadt. Herzlichen Dank für die Organisation des Spaziergangs an Frau Thiede vom Behindertenbeirat Hildesheim und Frau Dammann von der Stadt Hildesheim.
11.05.2021, Barrierekritischer Spaziergang
Tag zwei der Aktionstage #Barrierefreiheit und ich bin mit meiner Grünen Kollegin und Bürgermeisterkandidatin für Alfeld, Kerstin Funk-Pernitzsch in ihrer Heimatstadt unterwegs. Wie auch in Hildesheim gibt es gute Ansätze, aber die Stadt ist noch weit davon entfernt, sich barrierefrei nennen zu können. So ist gerade in alten Rathäusern eine Nachrüstung häufig schwierig, erklärte uns der amtierende Bürgermeister Bernd Beushausen.
12.05.2021, Eine Ausfahrt mit den KulTouren der Malteser Hildesheim
Mit Tinka Dittrich (Co-Projektleiterin) und Thomas Krause (Dienststellenleiter Malteser Hildesheim) durfte ich eine ganz wunderbare Fahrradrikscha-Fahrt durch die Nordstadt Galerie machen. Begleitet wurde ich in einer zweiten Fahrradrikscha vom Ehepaar Gress. Michael Gress ist Träger eines Cochlear-Implantats und leitet die Selbsthilfegruppe für CI-Träger:innen und Hörgeschädigte im Raum Hildesheim. Ein sehr interessanter Einblick für mich in eine ganz neue Materie.
Überhaupt war es ein ganz besonderer Termin: neben den Informationen zum Cochlear-Implantat und dem Leben damit, gab es eine Mischung aus Details zum Projekt KulTouren der Malteser Hildesheim. Dieses Projekt bringt für viele Menschen mit Behinderung ein wichtiges Stück Lebensqualität zurück: den Besuch von Theaterstücken, Ausstellungen oder Festivals. Wegen verschiedener Zugangshürden können Menschen mit Beeinträchtigung ihren Wunsch nach kultureller Teilhabe zu oft nicht realisieren. Deswegen freuen die Malteser in Hildesheim sich sehr über die Förderung durch Aktion Mensch, die das Projekt „KulTour(en): Gemeinsam er-fahren mit Rikscha & Bus” für zunächst fünf Jahre möglich macht. Eine tolle Sache! Bitte weiter sagen.
Und ganz nebenbei habe ich die Nordstadt Galerie mit ihren zum Teil beeindruckend großen Hauswandkunstwerken, aber auch kleinen Kunstschätzen auf Stromkästen am Rande der Straßen kennengelernt. Wirklich zu empfehlen, wenn mal Besuch nach Hildesheim kommt oder einfach zum Zeitvertreib, wenn gerade wegen Corona-Beschränkungen nicht viel anderes möglich ist.
Herzlichen Dank an alle für diese bereichernden zwei Stunden!
20.05.2021 Global Accessibility Awareness Day – Zugang bedeutet auch wieder raus kommen!
Ich habe mir ehrlich gesagt bislang noch nie Gedanken darüber gemacht, dass Barrierefreiheit ja auch bedeuten muss, dass man nicht nur ohne Hindernisse irgendwo hinein kommt, sondern dass man ja auch im Falle eines Notfalls schnell wieder hinaus kommt. Das ist schon ein wichtiges Thema für Menschen, die keine Einschränkungen haben. Aber was ist, wenn ich den Alarm nicht hören, die Feuertreppe nicht nutzen oder die Zeichen für den Notausgang nicht sehen kann?
Mit diesem wichtigen Thema hat sich Thomas Sonnenberg aus meinem Wahlkreis beschäftigt und gleich mal ein kleines Video dazu gemacht. Absolut sehenswert und aus meiner Sicht ein ganz wichtiges Thema, dass noch viel zu wenig mitgedacht wird (Danke Thomas!):
Fazit
Nach drei Tagen bleibt für mich die Erkenntnis: Barrierefreiheit fängt in unseren Köpfen an. Miteinander in Kontakt treten ist das Wichtigste und Fragen stellen, anstatt zu mutmaßen, wie man Menschen mit Beeinträchtigungen am besten hilft.