Z um internationalen Tag gegen Genitalverstümmelung am 6. Februar erklären Ottmar von Holtz, Sprecher für Zivile Krisenprävention, und Ulle Schauws, Sprecherin für Frauenpolitik:
Die immer noch weit verbreiteten brutalen Praktiken der Verstümmelung von weiblichen Genitalien verurteilen wir aufs Schärfste. Diese Menschenrechtsverletzungen gegen Millionen von Frauen und Mädchen sind durch nichts gerechtfertigt und dürfen nicht hingenommen werden. Die unmittelbaren und langfristigen gesundheitlichen Risiken und psychischen Schäden sind enorm und können ein Leben lang andauern.
Um dieser Praktik entgegen zu wirken, müssen Frauen und auch Männer breit in die Debatte darüber einbezogen werden. Es ist wichtig, über die gesundheitlichen Folgen aufzuklären und eine neue Sicht über diesen Brauch zu etablieren, damit die Verstümmelung nicht mehr als notwendige Voraussetzung zur Heirat junger Frauen angesehen wird. Religiöse und traditionelle Führer sowie die Kommunen in den betroffenen Ländern müssen in die Kampagnen involviert werden. Wir rufen die Bundesregierung dazu auf, eine solch weltweite Kampagne gemeinsam mit internationalen Organisationen und Regierungen anderer Länder zu starten, mehr Mittel für Aufklärung zur Verfügung stellen sowie für die medizinische Behandlung der physischen Folgen.
Doch auch in Deutschland ist diese brutale Praktik verbreitet, wenn auch in geringerem Maße als in Ländern des Globalen Südens. Sie betrifft Mädchen, die hier leben und hier geboren wurden und wird teilweise in Deutschland, teilweise im Heimatland der Eltern oder Großeltern durchgeführt. Die Bundesregierung muss sich dieser Realität stellen und eine Strategie gegen die weibliche Genitalverstümmelung für das Inland erstellen. Zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich in diesem Bereich engagieren und eine unschätzbare Arbeit leisten, müssen besser unterstützt werden. Zusätzlich müssen die Kontaktpersonen der Mädchen geschult und sensibilisiert werden, beispielsweise das Lehrpersonal, die Mitarbeitenden in Jugendämtern und auch die Polizei.
Auch die mentalen Auswirkungen der Genitalverstümmelung sind enorm. Um diese zu verarbeiten, ist es wichtig, dass die Frauen psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen können. Die Bundesregierung muss sich noch wahrnehmbarer für eine Null-Toleranz-Strategie gegen weibliche Genitalverstümmelung einsetzen und die Bemühungen dagegen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit deutlich ausbauen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt weibliche Genitalverstümmelung – auch Female Genital Mutilation (FGM), Female Genital Cutting und weibliche Beschneidung genannt – als „Verfahren, die eine teilweise oder vollständige Entfernung der äußeren weiblichen Genitalien oder eine andere Verletzung der weiblichen Genitalorgane aus nicht medizinischen Gründen beinhalten“. Es wird geschätzt, dass weltweit mehr als 200 Millionen Frauen von FGM betroffen sind.