Z um Welt-Aids-Tag am 1. Dezember erklärt Ottmar von Holtz, Obmann im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:
Wir dürfen uns nicht täuschen lassen von Erfolgsmeldungen im Kampf gegen HIV und Aids. Das Ziel des Aids-Programms der Vereinten Nationen – die globale Epidemie bis 2030 in den Griff zu bekommen – ist noch längst nicht erreicht. Seit dem Höhepunkt der Krankheit 1997 konnten die Neuinfektionen zwar um 40 Prozent reduziert werden, auch die AIDS-bedingten Todesfälle sind aufgrund der besseren medizinischen Versorgung deutlich gesunken. Trotzdem leben weltweit 38 Millionen Menschen mit HIV, von denen nur 24 Millionen Menschen Zugang zu einer Therapie haben, die den Ausbruch der Krankheit und die Ansteckung anderer verhindern kann.
Grund zur Sorge macht besonders die Entwicklung in Osteuropa und Zentralasien: Mehr als 95 Prozent der HIV-Neuinfektionen finden in dieser Region statt, allein 2018 waren es 150.000 Neu-Infizierte. In Fachkreisen wird bereits von einer “unbemerkten Epidemie” gesprochen. Ein Faktor ist dabei die stigmatisierende und kriminalisierende Politik gegenüber Drogenabhängigen und Schwulen in autokratischen Ländern wie Russland. Aus Angst vor Ausgrenzung und Verfolgung sind diese besonders gefährdeten Gruppen für eine wirksame Präventionsarbeit kaum noch zu erreichen. Hinzu kommt, dass internationale Geldgeber, wie der Globale Fonds gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria sich angesichts staatlicher Restriktionen in den letzten Jahren aus dieser Region zurückgezogen haben.
Umso wichtiger ist es, die solidarischen Netzwerke der Betroffenen zu stärken. Wo Staaten den Kampf gegen HIV mit reaktionärer Politik gefährden, müssen Zivilgesellschaft und Selbsthilfeorganisationen die Adressaten unserer Hilfe sein. Nicht umsonst steht der diesjährige Welt-Aids-Tag unter dem Motto “Communities make the difference”. Selbsthilfe-Netzwerke leisten unverzichtbare Arbeit, wenn es darum geht, Zugang zu Behandlung zu organisieren, bei der Bereitstellung von vertrauenswürdigen HIV-Tests und Präventionsmaßnahmen. Sie sind oft die einzige Anlaufstelle in einer feindlichen Umgebung. Sie brauchen unsere finanzielle und politische Unterstützung!