An einem ganz besonderen Veranstaltungsformat durfte ich am 5. November teilnehmen: „Polis kocht!“ – veranstaltet von dem jungen Mitmach-ThinkTank “Polis180” für Außen- und Europa-Politik. Hier waren meine Multitasking-Fähigkeiten gefragt: Kochen und Diskutieren über die Friedensverantwortung von Religionen und ihre Rolle in der Zivilen Krisenprävention. Als weiterer Experte war Tim Kuschnerus, Evangelischer Geschäftsführer der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung, eingeladen.

  • Chakalaka, Mieliepap, Ombidi und Kürbissuppe - diese namibischen und südafrikanischen Speisen haben wir bei "Polis kocht" von Polis180 zubereitet.

Beim gemeinsamen Abendessen (serviert wurde eine leckere Kürbissuppe und scharfes Chakalaka) stiegen wir dann tiefer in das Thema ein. Mit dem Eingangsstatement „Religion matters!“ von Tim und meiner kritischen Erwiderung „Really?“ entspann sich eine interessante Diskussion um die deutsche Entwicklungspolitik und die Frage, ob Religionsgemeinschaften politisch werden dürften, da sie dadurch auch leicht ihre Gläubigen manipulieren könnten.

Ich berichtete von einem Positivbeispiel, das ich während meiner Reise durch Nigeria kennenlernte: Ein Imam und Pastor, die früher Kämpfer verfeindeter Gruppen waren, sind inzwischen Freunde und Gründer des Interfaith Mediation Centers. In ihrer Rolle als Imam und Pastor haben sie eine enorme Kraft und Autorität und können dadurch leichter zwischen Bevölkerungsgruppen in Dörfern vermitteln, an denen es einen religiös motivierten Anschlag gab. Auch Tim merkte an, dass die Forderung nach unpolitischen Religionsgemeinschaften schlichtweg unmöglich sei, da sie – unabhängig von unserer eigenen eher kritischen Perspektive auf Religion und Kirche in Deutschland – weltweit wichtige Akteure im Friedensprozess seien und auch als solche anerkannt werden sollten. Die Aufgabe von Politik, ergänzte ich, sei wiederum, auf Missverhältnisse und Repressionen von Minderheiten durch Religionsgemeinschaften hinzuweisen und einen Reformprozess einzufordern.

Kritische Stimmen gab es aus dem Publikum. So merkte beispielsweise eine Studentin der Islamwissenschaften an, dass die starke Fokussierung auf 9/11 eine eurozentristische Sichtweise sei und damit ein starkes “Othering” gegenüber Musliminnen und Muslimen einhergehe. Gleichzeitig werde es der historischen Entwicklung des Islams überhaupt nicht gerecht.

Bei Eis und frittierten Bananen konnten wir den Abend mit einigen neuen Erkenntnissen zufrieden abrunden. Ich freue mich schon auf eine weitere Einladung von Polis, um diesen netten Abend zu wiederholen!