Z ur Ankündigung von Bundesentwicklungsminister Müller, ein Viertel seines Budgets für die Förderung von Bildung ausgeben zu wollen, erklärt Ottmar von Holtz, Obmann der Grünen im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:
Ein Gespür für Publicity hat Bundesentwicklungsminister Müller. Pünktlich zur Veröffentlichung des diesjährigen Unesco-Weltbildungsberichts zündet er eine weitere Medienrakete: 230 Millionen Euro – etwa ein Viertel seines Etats – will der Minister in entwicklungspolitische Bildungsmaßnahmen stecken. Schade, dass sich diese Initiative bei genauerem Hinsehen eher als Heißluftballon denn als echter Knaller entpuppt. Das Ministerium gibt etwa an, mehr für die Bildung von Kindern in Krisensituationen leisten zu wollen. Die deutsche Beteiligung für Bildung in Flüchtlingslagern über den internationalen Fond „Education Cannot Wait“ werde darum auf 31 Millionen Euro erhöht. Das sind nicht mehr als Zahlenspiele. Denn faktisch wird der Betrag zum Fonds im diesjährigen Haushalt um 1 Million gesenkt und beläuft sich auf 15 Millionen Euro. Die wohlklingende Zahl von 31 Millionen ergibt sich erst, wenn man die Investitionen vom vorherigen Jahr addiert.
Natürlich ist es begrüßenswert, wenn das Ministerium endlich die Bedeutung des Menschenrechtes Bildung für die globale Entwicklung anerkennt. Weltweit gehen etwa 264 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zur Schule. Doch der Fokus des deutschen Engagements sollte anders sein und stärker die Grundbildung berücksichtigen. Der neuen Sonderinitiative „Ausbildung und Beschäftigung“ kommen 120 Millionen Euro zugute. Bisher ist noch wenig über diese Initiative bekannt, außer dass deutsche und afrikanische Unternehmen gemeinsam Ausbildungs- und Jobpartnerschaften schaffen sollen. Wünschenswert wäre eine Initiative, die Grund- und Ausbildung gleichermaßen fördert. Denn nur, wer Lesen, Schreiben und Rechnen kann, wird erfolgreich eine Ausbildung abschließen können, um sein Leben selbstständig zu gestalten. Das zentrale Prinzip der Nachhaltigkeits-Agenda der UNO – Niemanden zurücklassen! – löst man durch langfristigen Einsatz ein und nicht durch mediale Knalleffekte.